Rigips Platten

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Hallo zusammen,

ich möchte heute meine Erfahrungen und etwas Hintergrundwissen zum Thema Rigipsplatten (Gipskartonplatten) und deren Einfluss auf den Bassbereich in akustisch behandelten Räumen teilen.

Wer sich mit Raumakustik beschäftigt – sei es im Heimkino, Tonstudio oder Proberaum – kommt an der Frage nicht vorbei, wie sich verschiedene Baumaterialien auf den Klang, insbesondere im Tieftonbereich, auswirken. Gipskartonplatten sind aufgrund ihrer Verfügbarkeit und einfachen Verarbeitung sehr beliebt im Trockenbau. Doch welche Rolle spielen sie akustisch, speziell im Bassbereich?

1. Rigipsplatten sind schwingungsfähig – aber nur bedingt hilfreich im Bassbereich
Rigipsplatten sind relativ leicht und flexibel, was bedeutet, dass sie als sogenannte „schwingende Masse“ wirken können. In Verbindung mit einer dahinterliegenden Hohlraumkonstruktion (z. B. Metall- oder Holzständerwerk mit Dämmstoff) bilden sie eine sogenannte Plattenresonatorstruktur. Diese kann in bestimmten Frequenzbereichen, vor allem im unteren Mittelton- bis oberen Bassbereich (meist 70–200 Hz), absorbierend wirken. Das hängt stark von der Dicke der Platte, dem Abstand zur Wand und der Art des Füllmaterials ab.

2. Geringe Wirkung im Tiefbassbereich
Im Bereich unter etwa 80 Hz – dem „echten“ Bassbereich – zeigen Rigipsplatten in Standardbauweise nur eine sehr begrenzte Wirkung. Sie sind schlichtweg nicht schwer oder massiv genug, um dort als wirksamer Absorber zu agieren. Tieffrequente Schallwellen durchdringen solche Wände weitgehend ungehindert oder regen sie nur minimal zur Schwingung an. Für die wirksame Kontrolle von Subbass (unter 50 Hz) sind gezielte Maßnahmen wie Bassfallen (z. B. Helmholtz- oder Membranabsorber) erforderlich.

3. Reflexionen und stehende Wellen
Rigipsoberflächen sind hart und glatt. Das bedeutet, sie reflektieren tiefe Frequenzen stark, was zur Ausbildung stehender Wellen (Raummoden) führt – besonders in kleineren oder nicht ideal proportionierten Räumen. Wer einen Raum komplett mit Rigips verkleidet, ohne entsprechende akustische Behandlung, riskiert also eine Verschärfung von Bassüberhöhungen oder -löchern an bestimmten Positionen im Raum.

4. Kombination mit Dämmstoffen ist entscheidend
Ein positiver Effekt auf die Basskontrolle kann sich ergeben, wenn die Rigipswand Teil einer tiefer abgestimmten Absorberkonstruktion ist – etwa wenn hinter der Platte ausreichend tiefer Hohlraum vorhanden ist und geeignete Dämmstoffe (z. B. Mineralwolle) eingesetzt werden. Solche Konstruktionen müssen jedoch gezielt geplant werden.

Fazit:
Rigipsplatten allein verbessern den Bassbereich eines Raumes in der Regel nicht – sie können ihn sogar verschlechtern, wenn Reflexionen und Moden nicht berücksichtigt werden. Ihre akustische Wirkung hängt stark von der Bauweise ab. Wer tieffrequenten Schall effektiv kontrollieren will, braucht gezielte Maßnahmen wie Bassfallen oder spezielle Resonatoren.

Ich freue mich auf eure Ergänzungen oder Erfahrungen zu dem Thema!
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